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Fabu will spielen/ You know nothing, John Romero!

von Fabu
Seinem Kopf entwuchs nicht nur prächtiges Haar, sondern auch die Mutter aller First-Person-Shooter: Wolfenstein 3D. 130 Spiele später wendet sich John Romero bei Kickstarter an seine verbliebenen Fans. Das konnte nur scheitern, sagt WIRED-Kolumnist Fabu.

Alfonso John Romero ist eine Legende. Als Mitbegründer von id Software war er an der Entwicklung von Computerspielen beteiligt, die das Genre des Egoshooters nicht nur einläuteten, sondern auch nachhaltig beeinflussten: Wolfenstein 3D, Doom, und Quake. Während unsereins zu Torfrock und Captain Hollywood vor dem Spiegel abrockte, hörte Romero beinharten Heavy Metal und schrieb dabei Videospielgeschichte.

1996 wandte er id Software den Rücken zu und gründete gemeinsam mit seinem langjährigen Kollegen Tom Hall das Studio Ion Storm, unter dessen Label ein Jahr später der Egoshooter Daikatana angekündigt wurde. Der gute Ruf eilte John Romero voraus, dementsprechend groß war der Hype. Mit stattlichen zweieinhalb Jahren Verspätung erschien Daikatana letztlich im April 2000 und schlug ein wie eine Bombe.

Eine Stinkbombe, denn so ziemlich jeder Spielejournalist rümpfte damals die Nase über Romeros Flop. Er ziert seitdem oft die Listen der schlechtesten Videospiele aller Zeiten. Aufgrund seiner Fehlschläge und interner Streitereien schloss Ion Storm 2005 schließlich seine Pforten.

Es folgten zahlreiche Projekte, darunter diverse Mobile- und Browsergames, aber alles was der Designer nun anfasste, sollte bestenfalls Mittelmäßigkeit ausstrahlen. Romero blieb nicht inaktiv – ganz im Gegenteil – doch zu seinem Portfolio gesellte sich eine spielehistorische Irrelevanz nach der anderen. Er hat acht Firmengründungen und über 130 Spiele auf dem Kerbholz und dennoch bleibt es für ihn unerreicht, was er vor über 20 Jahren tat. Frustrierend.

Aber John „Deatmatch“ Romero ist nicht totzukriegen. Selbst eine 2012 gescheitere Kickstarter-Kampagne unter der Leitung seiner Ehefrau Brenda hielt den Veteranen nicht davon ab, nun erneut auf Crowdfunding zu setzen. Romero besinnte sich mit Blackroom zurück zu seinen Shooter-Wurzeln, nur um nach vier Tagen zu erkennen, dass nur wenige Menschen bereit sind, die Wurzel im Sack zu kaufen. John Romero brach deshalb die Kickstarter-Kampagne ab und möchte jetzt mit seinem Team eine vorzeigbare Demo entwickeln. Mit ihr will er scheinbar anschließend erneut bei Kickstarter aufzuschlagen – um dann erneut zu scheitern?

Selbst auf dem Reißbrett und mit viel Wohlwollen und Fantasie wirkt Blackroom auf mich wie das Projekt eines Menschen, der trotz mehrerer verpasster Anschlusszüge unbedingt an alte Erfolge anschließen möchte. Das ist in Bezug auf Kickstarter kein neues Phänomen.

Doch im Gegensatz zu seinen Branchenkollegen Tim Schafer, Chris Roberts und Brian Fargo präsentiert John Romero sich und sein Projekt fernab heutiger Qualitäts- und Coolness-Standards. Die Artworks könnten aus dem DeviantArt-Profil eines 16-jährigen stammen und Romeros Videoauftritt versprüht den Elan eines Brettspielabends im Seniorenheim. So werden aus Legenden Relikte.

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Ich wünschte, ich würde mich täuschen. Ich wünschte, John Romero würde über sein eigenes Klischee hinauswachsen und 2018 mit Blackroom den perfekten Shooter präsentieren. Ein würdevolles Comeback.

Hach, das wäre toll. Wahrscheinlicher ist jedoch das Scheitern in Perfektion.

In seiner letzten Kolumne schrieb Fabu über seine ersten sexuellen Erfahrungen mit Videospielen. 

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