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VW-Kunden drohen stürmische Zeiten!

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Volkswagen in der Krise: Das Wolfsburger Traditionsunternehmen gesteht die Software-Manipulation in Abgasprüfungen, bis zu elf Millionen Fahrzeuge könnten betroffen sein. Die Aktie fällt —bisher bereits um 23 Prozent. Der Konzern rechnet mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 6,5 Milliarden Euro. Aber auch die VW-Fahrer könnte der Abgas-Skandal finanziell schmerzlich treffen. 

Vergangene Woche stellte die amerikanische Enviromental Protection Agency (EPA) Unregelmäßigkeiten bei den Abgaswerten verschiedener Diesel-Fahrzeuge von Volkswagen fest. Die verbaute Software erkennt Testmessungen und liefert entsprechend Abgaswerte innerhalb des gesetzlichen Rahmens.

Auf der Straße allerdings steigen die Werte der ausgestoßenen Stickoxide (NOx) auf das bis zu 40-Fache an. In einem Statement der EPA heißt es: „Mit solchen Methoden die Abgasbestimmungen zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung der Gesundheit der Öffentlichkeit.”

Solche Methoden sind illegal.

Presseerklärung der EPA

Betroffen sind Motoren des Typs EA 189, die nicht nur bei Volkswagen, sondern auch bei Tochterunternehmen wie Audi, Seat oder Skoda verwendet werden. Weltweit wurde der Motor in rund elf Millionen Fahrzeugen verbaut. Allein in den USA betrifft das Problem 482.000 Fahrzeuge der VW-Modelle Jetta, Golf, Passat, Beetle und Audi A3. Für Volkswagen entwickelt sich der Abgas-Skandal zu einer Krise ungeahnten Ausmaßes. Nach Bekanntgabe stürzte die VW-Aktie um 23 Prozent ins Minus.

VW-Chef Martin Winterkorn richtete sich in einer Brandrede an die Öffentlichkeit und versprach schnellstmögliche Aufklärung. Rücktrittsgerüchte blieben bislang unbestätigt. Auf dem US-Markt wurde der Verkauf bestimmter VW-Modelle bereits gestoppt. Nach den Vereinigten Staaten kündigten Deutschland, die Schweiz, Südkorea und Frankreich an, Diesel-Fahrzeuge erneut auf potenzielle Manipulationsversuche zu prüfen. Es könnte eine riesige Rückrufwelle auf den Konzern, aber auch auf die Käufer der betroffenen Wagen zukommen.

Volkswagen wird seine Autos an die rechtlichen Beschränkungen anpassen müssen und hat dafür grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die kostengünstigere ist zweifellos ein Software-Update, sodass die betroffenen Motoren auch auf der Straße die gleichen Abgaswerte abliefern wie in der Testumgebung. Allerdings könnte dies zu Lasten des Kraftstoffverbrauchs und der Leistungsfähigkeit gehen, VW-Autobesitzer müssten also mit Mehrkosten für Dieselkraftstoff und Leistungseinbußen rechnen. 

In einem ähnlichen Fall mussten Kia und Hyundai den Kraftstoffverbrauch — ebenfalls nach Messungen — an die Vorgaben der EPA anpassen. Die Unternehmen zahlten insgesamt 395 Millionen US-Dollar als Ausgleich.

Aktuelle Messwerte gelten als gesundheitsgefährdend.

Die zweite Variante sähe den Einbau eines AdBlue-Tanks vor, um diesen mit dem auch als Urea betitelten Harnstoff zu befüllen. Dieser reduziert den Stickoxid-Ausstoß um bis zu 90 Prozent und wird bereits von Mercedes und BMW benutzt. Allerdings kostet eine AdBlue-Umrüstung 5.000 bis 7.000 Euro und könnte besonders bei den kleinen VW-Modellen zu echten Platzproblemen im Fahrzeugheck führen. 

Wer sein Auto nach einem potenziellen Rückruf nicht in die Werkstatt bringen will, könnte rechtliche Probleme bekommen; die aktuellen Messwerte gelten als gesundheitsgefährdend. Der Wagen muss also runter von der Straße. Einen großen Nachteil hat der Abgas-Skandal für VW-Besitzer infolgedessen bereits jetzt: Der Wiederverkaufspreis der betroffenen Modelle sinkt drastisch, der Wertverlust ist immens. 

Die VW-Krise könnte nicht allein das Unternehmen und seine weltweit 600.000 Mitarbeiter betreffen. Auch die deutsche Wirtschaft wird den Vertrauensverlust im Ausland schmerzlich zu spüren bekommen. Der Auto- und Autoteileexport ist einer der Stützpfeiler der deutschen Ökonomie und könnte in den Folgejahren erheblich einbrechen. Aktuell jedenfalls ist „Made in Germany” keine Garantie für gute Qualität. 

Update: Martin Winterkorn ist gestern zurückgetreten. Noch am Freitag will der VW-Aufsichtsrat über einen Nachfolger entscheiden.

 
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