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re:publica 15 / Keynote: Reed Hastings verrät das Erfolgsgeheimnis von Netflix

von Martin Wiens
In Deutschland sind viele Netflix-Nutzer vom eher überschaubaren Angebot des Streamingdienstes enttäuscht. Netflix-Chef Reed Hastings nennt das den „Spotify Effekt“: Die Leute wollten, dass Netflix das für Filme und Serien sei, was Spotify für Musik ist. Durch die Exklusivrechte im Fernsehbereich sei es aber schwierig, an genug Material für so ein großes Portfolio zu kommen. Deshalb produziere Netflix eben immer mehr Inhalte selbst.

Glaubt man Reed Hastings, hat er fast alle seiner Erfolge unglaublichem Glück zu verdanken. Das betont der Netflix-Gründer in seiner Keynote auf der re:publica 2015 immer wieder: Es war unglaubliches Glück, dass er Ende der Achtzigerjahre bei der ersten Firma landete, die eine Dotcom-Adresse hatte. Es war unglaubliches Glück, dass er an der Stanford University Informatik studieren durfte. Erst als er anfängt, von den Erfolgen seines Streamingdienstes Netflix zu reden, legt Hastings die Bescheidenheit ab.

Nach dem Studium war es die größte Challenge, morgens nicht müde auszusehen, wenn er die ganze Nacht gecodet hatte.

Ein Großteil aus Hastings Rede besteht daraus, dass er aus seiner Biografie erzählt. Klingt langweilig, ist aber sehr unterhaltsam, denn Hastings ist ein talentierter Geschichtenerzähler. Und Verkäufer. Er erzählt, dass es nach dem fertigen Informatikstudium seine größte Challenge war, am Morgen nicht müde auszusehen, wenn er die ganze Nacht gecodet hatte. Er liebte das Coden. Eines Tages, als Hastings früher zur Arbeit kam, war sein damaliger CEO gerade dabei, die Kaffeetassen abzuwaschen. Das tat er immer. „I will follow this leader to the end of the world“, dachte Hastings damals. „And that’s exactly where he led us“, sagt der Netflix-Chef in seiner Keynote unter großem Gelächter. Für sich zog Hastings aus dem Scheitern die Erkenntnis, dass Leidenschaft und Wille als Führungsqualitäten nicht reichen. Man müsse auch Urteilsvermögen haben und richtige Entscheidungen treffen.

Hastings selbst hat ungewöhnliche Führungsgewohnheiten. Schon seit fünf Jahren besitzt er kein eigenes Büro: „That keeps me visiting other people and is less imperial“, erklärt Hastings. Außerdem könne er so früh nach Hause gehen, ohne, dass es jemand bemerkt. Wieder Gelächter. Dass Hastings wirklich mal pünktlich nach Hause geht, ist unwahrscheinlich. Die Story ist aber sehr gut.

Im Jahr 1997 gründete Hastings zusammen mit Marc Randolph Netflix als DVD-Verleih per Post. Dass sich das damals noch kleine Startup erst gegen den scheinbar übermächtigen Konkurrenten Blockbuster durchsetzen würde und mittlerweile drauf und dran ist, die komplette Fernsehindustrie zu revolutionieren, erklärt Hastings so: Netflix sei immer fokussiert geblieben und habe Spaß daran, auch mal ein Risiko einzugehen. Zum Beispiel mit der 100 Millionen teuren Investition in die Eigenproduktion „House of Cards“.  Zu diesem Zeitpunkt hatte Hastings am meisten Bammel. Denn dass die Serie derart erfolgreich sein würde, war nicht absehbar.

Und an diesen Erfolg will Hastings weiter anknüpfen. Gerade produziere Netflix unter anderem in Mexiko und Kolumbien eigenes Material. Er wolle das Internet nutzen, um die Welt zu verbinden und so die global besten Geschichtenerzähler zusammenzubringen. „Our best work is still coming out“, sagt er. Applaus. 

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