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Digital ist besser / Festplatten helfen auch nicht gegen Unordnung

von Johnny Haeusler
Wenn man schon Aktenordner nicht ordentlich beschriften konnte, wie soll man dann auf riesigen Festplatten oder in der Cloud noch ernsthaft etwas wiederfinden? Johnny Haeusler über die Tücken des digitalen Ordnungshaltens.

Ich habe neulich beim Aufräumen acht externe Festplatten mit Backups gefunden und hatte keine Ahnung, was genau sich darauf befindet. Dabei ist eines der Laufwerke sogar beschriftet: „Daten“ steht auf einem Aufkleber, der auf dem schwarzen Gehäuse prangt. Ich war schon 2002 ein echter Fuchs.

Aber wieso sollte das digitale Zeitalter auch einen neuen Menschen aus mir gemacht haben? Ich war früher unfähig, Aktenordner korrekt zu beschriften und ich habe mir danach nie die Zeit genommen, Disketten, ZIP-Disks, Syquest-Wechselplatten, CDs, DVDs und dann eben Festplatten mit aussagekräftigen Labels zu versehen. Meine Aktenordner waren mit „Steuerkrams“, „Privat“ und „Sonstiges“ bekritzelt, und meine Datenspeicher tragen Titel wie „Johnny“, „Arbeit“, „Misc“ oder eben „Daten“.

Nichts hat sich geändert, außer dass es im Digitalen unmöglich ist, Inhalte wenigstens zu erahnen. Einen Pappordner konnte man immerhin noch öffnen und mit einem Blick sehen, dass es sich um mehr oder weniger wichtiges Papier aus dem Jahr 1992 handeln könnte. Mit digitalen Speichermedien artet jedes Nachschauen in eine Konnektivitätsarie aus. Je nach Stand des eigenen Geräteparks müssen Adapter und Anschlusskabel gefunden, Festplatten gemountet und (ebenfalls nur mittelklug benannte) Verzeichnisse durchforstet werden. Das kann bei mehreren Festplatten und einigen alten CDs schonmal in stundenlanger Arbeit münden.

Und erst die Neusortierung! Vier alte 250-MB-Platten kann man ja durchaus auf einer inzwischen spottbilligen Terabyte-Disk zusammenpacken, was immerhin 100 Quadratzentimeter Platz im Regal spart. Und da gab es doch mal eine Software, die vier Foto-Backups synchronisieren und abgleichen konnte, damit die doppelten Schnappschüsse, die man sich nie wieder ansehen wird, nicht mehrfach auf der neuen, diesmal wirklich, wirklich sorgsam beschrifteten Platte lagern...

Oder aber man schiebt man das ganze Zeug gleich in die Wolke und hofft auf das digitale Äquivalent zu einem Wasserschaden: Den Konkurs des irre günstigen Cloud-Speicher-Anbieters. Ist man gegen Datenverlust in der Cloud eigentlich schon versichert? Was sagt das Finanzamt dazu? Und wie reagiert der DAX?

Zwei ganze Tage habe ich mit dem — aufgrund alter Fotos sogar teilweise recht rührenden — Durchstöbern alter Daten verbracht. Ich habe sortiert, hin und her kopiert, verschoben, gelöscht und neu betitelt.

Und dann hatte ich keine Lust mehr. Ich habe alle alten Speichermedien in einen Karton gepackt, ihn mit Packband zugeklebt und einen Aufkleber draufgemacht: „Daten“. Sollen sich doch meine Nachfahren damit rumschlagen. Insofern es die entsprechenden Anschlüsse dann noch gibt.

Letzte Woche fragte sich Johnny Haeusler: Was tun mit nervigen Social-Media-Freunden, entfolgen oder ertragen? 

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