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Dieser 3D-Drucker soll nur für Kinder sein – eigentlich

von Brian Barrett
Der ThingMaker von Mattel ist als Spielzeug-Drucker fürs Kinderzimmer gedacht. Dabei gelangt 3D-Druck hiermit ganz woanders hin: in den Mainstream.

Dass jeder Haushalt einen eigenen 3D-Drucker hat, bleibt schöne Utopie – aus vielerlei Gründen. Aber eine Maschine, die Kinder ihre eigenen Spielzeuge entwerfen und erstellen lässt? Klingt, als könnte man das brauchen.

Es bietet sich an: der 3D-Drucker ThingMaker von Mattel. Genauer gesagt, ist es eine Maschine, die mit einer Software von Autodesk ausgestattet ist, die das Drucken von Spielzeugen und Schmuck im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht macht. Die Einzelteile lassen sich einfach zusammenstecken. Es ist der erste 3D-Drucker, der es in den Mainstream schaffen und damit die gesamte Verbraucherindustrie beeinflussen könnte.

Es gibt einen Markt für 3D-Drucker – nur bisher halt nicht in Privathaushalten. Technologieanalytiker Joe Kempton von der Tech-Analyst-Firma Canaly schätzt, dass der Gesamtumsatz aus 3D-Druckern und den dazugehörigen Materialien und Dienstleistungen bis Mitte 2015 1,8 Milliarden Dollar betragen hat. Diese Zahl soll bis 2019 auf 20 Milliarden anwachsen.

Zwei Drittel aller 3D-Drucker werden an Unternehmen verkauft, was 85 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht. „Unternehmen, vor allem aus der Automobil-, Luft-, Raumfahrt- und Medizinbranche, investieren riesige Summen in 3D-Druck”, sagt Kempton. Privatpersonen dagegen so gut wie nichts. 3D-Drucker sind teuer, kompliziert und lassen einen genau definierten Nutzen vermissen – es sei denn man gehört zur Maker-Szene. ThingMaker versucht all diese Hürden abzubauen; und das mit dem zweitgrößten Spielzeughersteller der Welt im Rücken.

„Bei herkömmlichen 3D-Druckern muss man über Dateiformate Bescheid wissen, man muss sich selbst Reparaturtechniken beibringen und geometrisches Verständnis haben, etwa über Strukturen, die das Gebilde stützen”, sagt Dan Pressman, Creative Director von Autodesk. „Wir können das überflüssig machen.”

Kinder können mit vorgefertigten Mustern arbeiten oder ihre eigene Kreation erstellen

Die Lösung kommt in der Form einer in sich geschlossenen Entwicklerumgebung. Kinder (oder ihre Eltern) können mit vorgefertigten Mustern arbeiten oder ihre eigene Kreation in der ThingMaker Design App erstellen, die nach dem einfachem Drag-and-Drop-Prinzip funktioniert und mit 3D-Visualisierungen des fertigen Produkts arbeitet (in etwa wie ein Autodesk Lite für Kinder). Mit einem einfachen Knopfdruck beginnt der Drucker, das Spielzeug zu produzieren.

Den 3D-Druckvorgang zu entmystifizieren, ist aber nur ein Grund, warum der ThingMaker so gut funktioniert. Genauso wichtig ist der Preis. Mit 300 Dollar ist er zwar nicht der günstigste verbraucherorientierte 3D-Drucker, aber ziemlich nah dran – das hat seine eigenen Vor- und Nachteile.

„Auf der einen Seite bieten diese preiswerten Geräte eine ausgezeichnete Möglichkeit, Kinder für diese neue Technologie zu begeistern, sie an Design und Fertigungstechniken heranzuführen und ihre kreativen Fähigkeiten zu schulen”, sagt Kempton. „Allerdings werden Drucker in dieser Preisklasse aber nicht so zuverlässig sein. Viele, viele kleine Probleme können den Prozess stören, etwa schlechte Kalibrierung, zu große Hitze oder Luftfeuchtigkeit.”

Jeder 3D-Druck-Prozess ist zeitaufwendig, und wenn es eine Verzögerung im Ablauf gibt, kann das zu einem Zusammenbruch führen – bei den Objekten sowie bei den Kindern. Aber Mattel und Autodesk gelten als zuverlässig und erfahren.

Vermutlich kann sich Mattel den niedrigen Preis einfach deshalb leisten, da es eher Geld mit der häufigen Nutzung des Geräts macht. „Marken wie Barbie und Hot Wheels schaffen genug Anreiz (für Kinder und Eltern), die Glühfäden nachzukaufen”, sagt Kempton. Und diese etablierten Marken sind nur der Anfang. ThingMaker soll den 3D-Druck von so ziemlich jeder vorstellbaren Figur möglich machen.

Tester haben begonnen, aus Actionfigur-Teilen Ketten und Armbänder zu fertigen

„Unser Ziel ist es, Teile für das gesamte Spektrum an Spielzeug zu produzieren”, sagt Pressman. Er denkt dabei vor allem an Autos und Actionfiguren, war aber nach eigenen Angaben auch überrascht von der Kreativität, die Tester entwickelten: Die ThingMaker-Design-App hat eine Schmuck-Funktion, weil Tester anfingen, aus Actionfigur-Teilen Ketten und Armbänder zu fertigen. „Ich habe gesehen wie Menschen ganze Fahrzeuge aus Teilen basteln, die eigentlich für Actionfiguren gedacht waren”, sagt Pressman, was wunderbar und ein bisschen erschreckend ist. Man braucht bei dem 3D-Drucker keinen vorgefertigten Plan, sondern kann einfach seine Lieblingsköpfe mit dem Lieblingskörper und -beinen verbinden und schon erwacht ein neues Spielzeug zum Leben.

Zudem funktioniert die ThingMaker-Design-App auch mit jedem anderen 3D-Drucker, der STL-Dateien lesen kann. Andersrum kann der ThingMaker auch Vorlagen von anderen Quellen drucken. Es ist bewusst offen gehalten, um der noch jungen Industrie als Ganzes zu helfen.  

Der ThingMaker ist vielleicht nicht die endgültige Lösung für den 3D-Druck, aber sicher die zugänglichste. Und welcher andere 3D-Drucker lässt einen Rennautos aus Armen und Flügeln mit nur einem Knopfdruck erstellen? Eben.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
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