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Was die Retro-Konsole Ataribox zur Enttäuschung macht

von GQ
Ein gewisses Bedürfnis nach Retro auch bei Konsolen ist nicht zu leugnen: Erst tat es Nintento, nun bringt Atari seine eigene auf den Markt. Die Ataribox hat aber kaum noch etwas mit der Kultfirma von damals zu tun. Werden Fans um ihre Gaming-Nostalgie betrogen?

Erst kam Nintendos NES Classic Mini, dann der SNES Classic Mini. Die Fans liebten es. Und nun will auch Atari in den Retro-Konsolen-Markt einsteigen. Der legendäre Spielehersteller, der 2013 insolvent ging, um wenig später wiederbelebt zu werden, versucht es mit der Ataribox. Während jedoch die Retro-NES und -SNES von der gleichen Firma Nintendo stammen, die 1889 mit der Produktion von Spielkarten begann und bis heute existiert, steckt in der Ataribox nur noch der bekannte Markenname.

Die Gretchenfrage: Wie viel Atari steckt in Atari? Die Antwort darauf ist komplexer, als man zunächst denken würde. Ein Vergleichsbeispiel: die London Bridge. Nicht diese. Auch nicht diese. Sondern die London Bridge in Lake Havasu City in Arizona. Gebaut wurde sie in den 1830ern über der Themse in London. In den 1960ern wurde die Brücke dann Stein für Stein abgebaut, um in Arizona wieder errichtet zu werden. Welche Brücke ist also die wahre London Bridge? Jene, die jeder für die London Bridge hält, die aber eigentlich die Tower Bridge ist? Die echte London Bridge, von der keiner weiß? Oder die erste London Bridge, die mittlerweile einen Flussarm des Colorado River überbrückt?

Auf diese Frage gibt es keine befriedigende Antwort, und ähnlich verhält es sich mit Atari. Die Firma hinter der Ataribox hat so gut wie nichts mit dem Unternehmen zu tun, dessen Namen sie trägt. Die drei Atari-Firmen, die im Januar 2013 Insolvenz angemeldet hatten, tauchten ein Jahr später unter der Verwaltung des ehemaligen französischen Finanzberaters Frédéric Chesnais wieder auf. Im März 2014 hatte Atari nur noch zehn Mitarbeiter. Der Hersteller der Retro-Konsole ist jetzt Atari Interactive, eine hundertprozentige Tochter von Atari, SA., einer französischen Beteiligungsgesellschaft aus Paris, zu der auch Atari, Inc. gehört.

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Atari, Inc. wird gerade verklagt. Im Januar 2017 hat TMZ berichtet, dass Frontier Developments, Entwickler von RollerCoaster Tycoon 3, gegen das Unternehmen wegen eines nicht bezahlten Auftrags vorgeht. Frontier sagt, dass Atari nur 1,7 Millionen Dollar für RollerCoaster Tycoon 3 bezahlt habe, obwohl die Firma in Wahrheit 3,37 Millionen schuldig wäre. Bekannt ist Frontier vor allem für das Kultspiel Elite und den erfolgreichen RollerCoaster-Tycoon-Ableger Planet Coaster.

Auf der neuen Ataribox sollen laut dem Hersteller klassische Games und „aktuelle“ laufen. Was genau das bedeuten soll, kann man nur vermuten. Der nächste Teil von RollerCoaster Tycoon etwa? Auch das könnte zum Problem werden. RollerCoaster Tycoon World, die erste Veröffentlichung vom wiederbelebten Atari, wurde auf Steam 2.091 Mal bewertet – nur 28 Prozent davon sind positiv. Dazu kommt, dass Atari nicht einmal die Marke RollerCoaster Tycoon gehört – die lizensiert das Unternehmen von Programmierer Chris Sawyer.

Was bisher über die Ataribox bekannt ist: Sie wird einen HDMI-Anschluss haben, vier USB-Eingänge und einen SD-Karten-Slot. Nintendo-Fans können auf einen riesigen Katalog von liebevoll portierten Spielen auf den beiden Classic Mini-Konsolen zurückgreifen, bei Atari ist alles noch ungewiss. Nicht gerade vertrauenserweckend ist zudem, dass Atari Interactive bisher keine Details zum Preis, den technischen Daten oder auch nur den Spielen verraten hat. Was ist mit Missile Command, Yar’s Revenge oder Asteroids? Wer weiß das schon.

Die Nachfolgefirma des alten Atari besitzt die Rechte zu mehr als 200 Spielen. Und deren Rechnung ist klar: Menschen werden aus nostalgischen Gefühlen bereit sein, viel Geld auszugeben, um die Spiele auf einer einigermaßen nach Atari aussehenden Konsole zu zocken.

Ein ähnlicher Ansatz ist bereits gescheitert: Retro Computer Limited versuchte die Sinclair ZX Spectrum neu aufzulegen. Eine Crowdfunding-Kampagne für die Konsole auf Indiegogo sammelte mehr als 500.000 Euro. Ein Produkt erschien jedoch nie. Haben Fans also ihre Lektion gelernt? Eher nicht.

WIRED.uk

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.uk
Das Original lest ihr hier.

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