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Warum diese Gründer auf Hipster-Klopapier setzen

von GQ
Smooth Panda vertreibt zwei Produkte, die nicht so recht zusammenpassen: Kakaoriegel. Und Toilettenpapier aus Bambus. Das Startup aus dem Norden will Menschen ansprechen, denen Produkte ohne Chemie und Pestizide wichtig sind. 

Toilettenpapier nutzt schätzungsweise fast jeder Deutsche – jeden Tag. Und die Nachfrage wird auf absehbare Zeit nicht aufhören. Ein Massenmarkt also. Allerdings gibt es auch etliche Anbieter, die das Produkt auf den Markt bringen, darunter namhafte Marken wie Zewa, Hakle oder Softies. 

Karsten Lutz und Simon Jost aus dem holsteinischen Örtchen Reinfeld haben sich davon nicht abhalten lassen. Mitte 2015 gründeten sie ihre Firma, die Improving Earth GmbH

Ihr Hauptprodukt ist Klopapier aus Bambusfasern, das sie unter dem Namen Smooth Panda verkaufen. Außerdem bieten sie Taschentücher aus demselben Material an – und seit Kurzem auch einen gesunden Riegel, der wie ein Schoko-Brownie schmecken soll: Mother Fudger heißt er. Klopapier und ein gesunder Riegel? Wie kam es zu dieser Mischung?

Ich hatte gelesen, dass rund 80 Prozent des Klopapiers in Deutschland aus anderen Ländern importiert wird. Dafür werden dort riesige Wälder gerodet.

Karsten Lutz, Smooth Panda

Vor der Gründung arbeiteten Lutz und Jost zusammen in einem Startup namens Project Rockers, beide kennen sich seit Jahren und sind gute Freunde. „Irgendwann kamen wir zu dem Punkt, an dem wir lieber etwas Eigenes aufziehen wollten“, erinnert sich Lutz. Etwas Nachhaltiges sollte es sein, etwas, das das Ökosystem so wenig wie möglich belastet.

Bei ihren Recherchen stießen sie auf Toilettenpapier. „Ich hatte gelesen, dass rund 80 Prozent des Klopapiers in Deutschland aus anderen Ländern importiert wird, beispielsweise aus Südamerika oder Asien“, erzählt Lutz. Dort würden riesige Wälder dafür gerodet.

Während Menschen vor zehn Jahren häufig Recyclingpapier bevorzugten, greifen sie heute vor allem zu Frischfaser-Produkten aus Holzfasern. Umweltschonend sei das nicht, so die Gründer. „Irgendetwas scheint sie aber an dem Recyclingpapier gestört zu haben“, schlussfolgern sie. 

Anfangs hätten sie ein Klopapier aus Hanf herstellen wollen, das in Deutschland produziert werde, so der Gründer. Aber es habe nicht die notwendige Infrastruktur dafür gegeben. Deshalb stiegen sie auf Bambusfasern um. Die kannte Gründer Lutz schon von einer Thailandreise. „Bambus ist eine besonders schnell wachsende Pflanze, sie kann alle drei Jahre geerntet werden und wir kommen ohne Dünger und Pestizide aus“, erzählt er. Außerdem könnten sie das Klopapier ungebleicht anbieten und es sei kuschelig weich (nach einem Test der Gründerszene-Redaktion fühlt es sich in etwa so sanft an wie anderes Öko-Toilettenpapier).

Mittlerweile lassen sie in China ein solches Papier herstellen, das vollständig aus Bambusfasern besteht. Das nötige Kapital dafür erhielten sie über eine Startnext-Kampagne im Sommer 2015. Knapp 17.000 Euro kamen dort zusammen. Außerdem bekamen sie weiteres Geld von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft und von einem weiteren Gesellschafter. 

„Budget für Marketing haben wir nicht“, sagt Lutz. Um die Kosten niedrig zu halten, zahlen sie sich selbst nur ein geringes Gehalt aus, das laut Lutz gerade so zum Leben reicht. Außerdem verzichten sie auf weitere Mitarbeiter. Lediglich Praktikanten beschäftigen sie von Zeit zu Zeit, unentgeldlich. Seit dem vergangenen Jahr soll das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben.

48 Rollen kosten 32,34 Euro – das macht also rund 67 Cent die Rolle, ein stolzer Preis.

Ziel sei es, Ende 2017 einen Jahresumsatz von 200.000 Euro zu erzielen, erzählt der Gründer: „Unser Unternehmen funktioniert, weil die Kunden, die wir über das Crowdfunding gewinnen konnten, so eine geniale Arbeit machen und uns weiterempfehlen.“

Das Klopapier vertreibt das Startup nach eigenen Angaben lokal über 130 Händler und in ihrem Webshop, dort auch als Abo. Für 2,19 Euro pro Person im Monat beliefern sie dort ihre Kunden. 48 Rollen kosten 32,34 Euro – das macht also rund 67 Cent die Rolle, ein stolzer Preis. Zum Vergleich: Toilettenpapier der Marke Danke gibt es online schon für 29 Cent die Rolle. Gründer Lutz widerspricht dem: „Im Vergleich mit Premium-Herstellern, die Papiere aus Holz produzieren, sind wir preislich vergleichbar, teilweise sogar günstiger.“ 

Rund 10.000 Menschen würden das Produkt regelmäßig kaufen – etwa 400 davon im Abo, erzählt Lutz. Die Taschentücher hätten sie noch ins Programm aufgenommen, weil die Unterstützer des Crowdfundings danach gefragt hätten: „Der logistische Aufwand war da sehr gering.“ 

Und warum nun die Riegel? „Sie entstanden aus einem Zufall heraus“, sagt Lutz. Sein Mitgründer gehe regelmäßig bouldern. Für die Pausen habe er einen Snack gesucht, der Energie spende und gesund sei. „Es gibt zwar einige Produkte, die sind aber super trocken“, so Lutz. Deshalb habe sich Jost im vergangenen Jahr in die Küche gestellt und aus möglichst wenigen gesunden Zutaten Energiebällchen geformt. Daraus entstand dann die Idee für den Riegel, den es seit Anfang Juni zu kaufen gibt.

Laut Verpackung besteht der nur aus vier Zutaten: Datteln, Mandeln, Cashews und Kakaopulver. „Simon hat eine Weile herumprobiert, bis er die perfekte Mischung hatte“, sagt Lutz. Zum Beispiel habe er getestet, was es bringe, wenn er Mandeln und Cashews vorher in Wasser einweiche und sie dann fein mahle. „Der Snack sollte weich, saftig und schokoladig wie ein Brownie schmecken – nur nicht so fettig sein.“ Nach drei Wochen stand dann das finale Rezept für den Riegel, den die beiden seitdem bei einem Hersteller in Norddeutschland produzieren lassen. 

Auch für dieses Produkt gab es im April diesen Jahres eine Startnext-Kampagne, allerdings mit einem kleineren Budget. 6000 Euro wurden hier eingesammelt.

Den Riegel kaufen vor allem Gesundheitsbewusste, Veganer und Sportler, denen die bisherigen Frucht- und Müsliriegel nicht genug nach Süßigkeit schmeckten, sagt der Gründer. Es gibt auch eine Schnittmenge zu den Käufern des Bambus-Toilettenpapiers – wenn auch eine kleine. Beide Produkte sprechen laut Lutz Menschen an, denen Waren ohne Chemie und Pestizide wichtig sind. Ansonsten, so versichert der Gründer, hätten Riegel und Klopapier wenig gemein.

Gründerszene

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
Das Original lest ihr hier.

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