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Wenn jede Straßenlaterne dein Elektroauto lädt

von Katharina Nickel
Ein gutes Produkt löst ein großes Problem, lautet eine Startup-Weisheit. WIRED stellt Unternehmen, Menschen und Ideen vor, die diesem Grundsatz folgen, Problem Solver eben. Diesmal: ein Bausatz, mit dem jede Straßenlaterne zur E-Auto-Ladestation wird.

Das Problem? Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Zwar vergibt sie schon Kaufprämien an E-Autofahrer, die Einrichtung einer standardisierten, bundesweiten Ladeinfrastruktur wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Bis dahin fehlt es vor allem in den Städten häufig an geeigneten Elektroauto-Ladestationen. Die Nutzer der nachhaltigen Technologie brauchen je nach Anbieter entweder eine Kundenkarte, eine App oder ein ebenso sperriges wie teures Gerät zum Mobile Charging, wie es etwa Ubitricity entwickelt hat.

Die Lösung? Eine Technologie, mit der gewöhnliche Straßenlaternen zu Elektroauto-Ladestationen umgerüstet werden können. Weil diese Strommodule in alle vorhandenen Laternentypen passen (außer Gaslaternen), sind sie dem Hersteller zufolge in jeder Stadt verwendbar, ohne dass neue Stromleitungen benötigt werden. So können die Fahrer ihre Elektroautos bequem über Nacht aufladen. Dabei schaltet eine Ladekarte die Station frei und das übliche Verkabeln beginnt. Über ein Touchpad wird dann der Ladevorgang gestartet.

Seit August 2016 sind die ersten Lade-Laternen im Einsatz, zunächst in der Mozartstraße im Leipziger Musikviertel. Vier LED-Laternen, die hier die Straße beleuchten, sind mit je einer Stromstation ausgestattet.

Wer steckt dahinter? Ein Team von Wissenschaftlern der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTKW) hat das Forschungsprojekt Laternenparken ins Leben gerufen. Als Kooperationspartner stellen die Leipziger Stadtwerke den Strom bislang noch allen Nutzern kostenlos zur Verfügung.

Das Fraunhofer Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW) begleitete das Projekt und auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert die Strommodule im Rahmen des Programms Schaufenster Elektromobilität.

Aber braucht man das wirklich? Auch wer kein Elektroauto besitzt, kann sich die alltäglichen Probleme vorstellen, die auf der Suche nach der richtigen Ladestation in der Nähe des Wohnortes oder Arbeitsplatzes entstehen. Neue und vor allem nachhaltige Ansätze für den städtischen Einsatz von Ladetechnologie sind deshalb unerlässlich und werden im Ausland längst immer populärer.

Der größte Vorteil der Leipziger Stromtankstellen ist die Tatsache, dass die Laternen bereits vorhanden sind. Die Bedienung über ein Touchpad ist zudem einfacher als per Smartphone oder über ein externes Ladegerät. Im Vergleich zu seinen Wettbewerbern bieten die Entwickler außerdem ein vereinfachtes Abrechnungssystem, bei dem der Anbieter der Ladestation das Abrechnungsmodell selbst bestimmen kann. So weit, so innovativ.

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Allerdings müssen potenzielle Lade-Laternen zum einen in Parkplatznähe stehen. Zum anderen müssen sie über genügend Strom verfügen, damit eine Ladung über Nacht überhaupt möglich ist. Tesla-Fahrer dürften enttäuscht werden: „Wenn ich wie bei Tesla Super Charger laden muss, dann geht das nicht mehr an der Laterne. Da wäre die Laterne ungefähr einen Meter breit und einen halben Meter dick“, erklärte Martin Leutelt gegenüber detektor.fm. Er hat die Steuerelemente der Strommodule mitentwickelt. Einen Ansatz für eine flächendeckende und vor allem öffentliche Ladeinfrastruktur bietet die Stromlaterne also noch nicht, nachhaltig ist die Idee aber in jedem Fall.

Wie geht es weiter? Das marktreife Produkt war nur der Anfang. In Berlin und München ist es bereits im Einsatz. Nun soll die Ladestation in Kooperation mit dem mittelständischen Unternehmen Leipziger Leuchten und dem Ingenieurbüro Taubert Consulting weltweit vermarktet werden – und zwar als Modell Karsten mit der passenden Laterne Dieter.

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