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Ein fliegendes Taxi aus Bruchsal soll bald in Dubai abheben

von Jana Kugoth
Das Bruchsaler Startup Volocopter startet dieses Jahr in Dubai eine fünfjährige Testphase ihrer Passagierdrohne. In den Emiraten sollen die fliegenden Autos bald Teil des normalen Linienverkehrs sein. Es sei „die einzige Stadt der Welt, die autonom fliegende Taxis massiv fördert“, sagt der CEO im Interview.

Verschiedene Firmen arbeiten zur Zeit an fliegenden Autos. Erst vor kurzem absolvierte die Firma Lilium Aviation aus München erfolgreich den ersten Testflug. Uber möchte bis 2021 Flugtaxis auf den Markt bringen. Und der Volocopter-Prototyp VC200 aus Bruchsal hob im vergangenen Jahr bemannt ab.

In Deutschland hat das Volocopter-Auto eine vorläufige Zulassung als sogenanntes Ultraleicht-Luftfahrtgerät und soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Kostenpunkt: 300.000 Euro.

Im Interview spricht Mitgründer Alexander Zosel über den Markt mit fliegenden E-Taxis in Deutschland und Dubai, den Rivalen Uber und gibt Tipps für erfolgreiches Crowdfunding.

Herr Zosel, das Fliegen mit autonomen Taxis galt lange als eine Vision aus ferner Zukunft. Jetzt wird das Vorhaben real: Volocopter hat angekündigt, noch in diesem Jahr in Dubai erste Testflüge zu starten. Warum ausgerechnet dort?
Alexander Zosel: Dubai ist derzeit die einzige Stadt der Welt, welche die Entwicklung autonom fliegender Taxis massiv fördert. Auf Wunsch des dort herrschenden Scheichs arbeiten die zuständigen Behörden mit Hochdruck an einer entsprechenden Gesetzesgrundlage. Das selbst gesteckte Ziel Dubais ist ehrgeizig: Bis 2030 soll rund 25 Prozent des Verkehrs auf autonome Fahrzeuge umgestellt werden: auf der Straße, auf der Schiene und in der Luft.

Auch Uber hat angekündigt, in Dubai und Dallas mit Lufttaxis starten zu wollen. Streben Sie mit dem US-Unternehmen eine Zusammenarbeit an?
Zosel: Wir kennen die im Thema Lufttaxi involvierten Mitarbeiter von Uber sehr gut, beispielsweise durch eine von Uber organisierte Konferenz zu dem Thema, an der wir in Dallas teilgenommen haben. Wir stehen in engem Kontakt. Es ist sehr beeindruckend, wie viele statistische Zahlen das Unternehmen über die Mobilitätsgewohnheiten innerhalb von Großstädten gesammelt hat. Trotzdem ist für uns eine Zusammenarbeit momentan nicht von oberster Priorität. Die Ziele von Uber unterscheiden sich von unseren.

Inwiefern?
Zosel: Uber will mit den verschiedensten zukünftigen Lufttaxi-Konzepten über Vermittlungsdienstleistung Geld verdienen – wie es der Fahrdienst ja gerade mit den Taxis auf der Straße macht. Wir dagegen fokussieren uns lieber auf die Flug-Missionen, die wir mit dem Volocopter optimal erfüllen können. Wir sehen momentan noch keine Notwendigkeit, uns beim Verteilungskampf um den Vermittlungsmarkt mit fliegenden E-Taxis schon zu positionieren. Wir können uns sehr gut vorstellen, dass wir in Zukunft selbst das Geschäft an der Organisation mit hunderten von Volocoptern in Innenstädten machen werden.

Welche Strategie verfolgt Volocopter?
Zosel: Unser Volocopter hat viele Vorteile gegenüber allen anderen uns bekannten Flugtaxi-Konzepten für zukünftige Kurz- und Mittelstrecken bis zu 50 Kilometer. Beispielsweise könnten wir die Strecke vom Stuttgarter Flughafen in die Innenstadt in circa zehn Minuten zurücklegen. Da braucht man heutzutage – egal mit welchem Verkehrsmittel – deutlich länger. Während der Rushhour sogar ein Vielfaches davon.

In München entwickelt Lilium Aviation ebenfalls ein fliegendes E-Taxi. Ist das Startup eine Konkurrenz?
Zosel: Nein, Lilium und Volocopter konzentrieren sich auf unterschiedliche Marktsegmente. Der Lilium Jet rechnet sich auf den längeren Strecken, beispielsweise zwischen Berlin und München. Im Vergleich zu unserem Volocopter braucht er beim Start aber ein Vielfaches an Energie, dafür erreicht er aber höhere Geschwindigkeiten und ist in dem Bereich effizienter als der Volocopter. 

Deutschland wird das erste Land weltweit sein, das bemannte elektrische Multicopter zulassen wird

Alexander Zosel, Volocopter

Wann kommen endlich die ersten E-Taxis nach Deutschland?
Zosel: Die sind ja schon in Deutschland – der Volocopter steht in Bruchsal im Hangar (lacht). Aber im Ernst: Das ist hauptsächlich eine Frage der zuständigen Behörden. Ein Taxidienst ist ja ein kommerzieller Einsatz. Deutschland wird das erste Land weltweit sein, das bemannte elektrische Multicopter zulassen wird – und das schon 2018 als Luftsportgerät. Bis es hierzulande erste zugelassene Flugtaxi-Dienste für jedermann hier geben wird, dürfte es aber noch einige Jahre dauern. Das wird dann auf europäischer Ebene geregelt. Da wird man sicherlich auch genau hinschauen, wie Dubai das in drei bis fünf Jahren geregelt hat.

… Kritiker monieren allerdings: Die Deutschen seien regelwütig und würden damit jede Innovation im Keim ersticken.
Zosel: Das sehe ich nicht so. Hierzulande wurde bereits das Luftfahrtgesetz geändert, um Fluggeräten wie dem Volocopter unbemannte Testflüge ermöglichen zu können. Persönlich mache ich immer wieder die Erfahrung: Die Behörden in Deutschland sind dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen. Wir arbeiten schon lange sehr eng mit den betreffenden Behörden zusammen und erfahren dabei viel Unterstützung.

Wie müssten die Städte für solche Taxis umgerüstet werden?
Zosel: Wir benötigen Start- und Landeplätze in der Stadt, sogenannte Heliports. Dafür gibt es aber schon heute genug freie Flächen in den Innenstädten, beispielsweise bieten sich Parkhausdächer an. Laut einer aktuellen NASA-Studie gibt es im ganzen Silicon Valley die Möglichkeit, hunderte Start- und Landeplätze für senkrechtstartende E-Taxis einzurichten.

Ist die Brennstoffzelle als Antrieb für fliegende Taxis eine Alternative zur Batterie?
Zosel: Auf jeden Fall! Die Brennstoffzelle kann eine Traumtechnologie für unseren Volocopter sein. Sie ist emissionsfrei, leise, vibrationslos und effizient. Bisher ist sie für den Einsatz als Antrieb im Lufttaxi allerdings noch nicht ausgereift. Ein Beispiel: Der für die Brennstoffzelle benötigte Wasserstoff wird unter einem hohen Druck im Tank gespeichert, da müssen für den Einsatz in einem Lufttaxi noch leichte und extrem sichere Systeme entwickelt werden.

Jedes Startup braucht eine Story, die begeistert

Alexander Zosel, Volocopter

Ihr Startup Volocopter hat sich unter anderem durch eine Crowdfunding Runde finanziert. Innerhalb kurzer Zeit haben Sie 2013 bei Seedmatch das Funding-Ziel von 1,2 Millionen Euro erreicht. Welchen Tipp haben Sie für andere Startups?
Zosel: Klare Ziele. In unserem Fall haben wir jede Finanzierungsrunde mit einem Meilenstein verbunden. Zwei Wochen, bevor die Crowdfunding-Kampagne gestartet ist, haben wir bei den ersten Testflügen demonstriert, dass unsere Technologie funktioniert. Das schafft Vertrauen bei potenziellen Investoren. Und natürlich braucht jedes Startup eine Story, die begeistert.

Wann müssen Sie das Geld an die Crowdfunding-Investoren zurückzahlen?
Zosel: Ab dem kommenden Jahr können die privaten Investoren das Geld mit Zinsen zurückverlangen – oder eben auch weiterhin investiert bleiben. Wir haben erst zwei Jahre später die Möglichkeit, die Crowdfunding-Investoren auszuzahlen.

Auch Intel ist mit 12,5 Prozent bei Volocopter investiert. Warum passt Ihr Unternehmen zu dem Technologiekonzern?
Zosel: Genau genommen hat Intel ein Unternehmen gekauft, das bei uns beteiligt war, nämlich Ascending Technologies, einen Drohnen-Entwickler. Intel hat in den vergangenen Jahren in eine Vielzahl an Unternehmen aus diesem Bereich investiert sowie in Firmen, die Technologien für autonome Systeme entwickeln, unter anderem auch Mobileye. Insofern passen wir in die Strategie: Der Volocopter ist die bemannte Superdrohne.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Intel konkret aus?
Zosel: Als Portfolio-Company von Intel haben wir leichteren Zugriff auf Technologien, die bei Intel entwickelt werden als andere Marktteilnehmer. Wenn Intel beispielsweise eine neue „Sense and Avoid“-Technologie (die Technik soll Zusammenstöße in der Luft vermeiden, Anm. d. Red.) entwickelt, können wir diese sehr schnell in die Volocopter integrieren.

Lest hier unser Exklusivinterview mit dem CEO von Lilium Aviation.

NGIN Mobility

Dieser Artikel erschien zuerst bei NGIN Mobility
Das Original lest ihr hier.

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